Welche Pflanzen eignen sich zum Färben?

Ich experimentiere gerne und versuche den verschiedensten Pflanzen Farben zu entlocken, auch wenn ich nicht immer erfolgreich war. Einige Pflanzen, die leuchtende Farben haben, hinterlassen auf Textilien nur einen grauen Schleier. Andere wiederum haben mich angenehm überrascht. Um dafür eine Erklärung zu finden, habe ich in einige botanische Bücher über pflanzliche Farbstoffe nachgelesen. Das Ergebnis habe ich hier zusammengefasst:

Farbstoffe sind für das Leben der Pflanze von großer Bedeutung. Je nach Vorkommen und Löslichkeit werden sie in zwei Gruppen eingeteilt: in Lipochrome und Hydrochrome.

Die Lipochrome sind fettartige Farbstoffe, die in den Plasmaorganen der Pflanzenzellen gebildet werden. Zu ihnen gehörten das für die Pflanzen unentbehrliche Chlorophyll und die Begleitfarbstoffe Carotin und Xanthophyll. Durch die Kombination von grünem Chlorophyll, gelbem Xanthophyll und orange-rotem Carotin kommt die Färbung der Pflanzen zustande. Die beiden letzten bewirken die Gelb- und Rotfärbung von Blütenblättern, Kronblättern, Fruchtwänden und Früchten.

Die Hydrochrome sind wasserlösliche Farbstoffe und befinden sich gelöst in den Zellsafträumen. Zu ihnen gehören vor allem die Anthocyane, die sowohl Pflanzen, als auch Früchten herrliche rote, blaue und violette Farben schenken.

Diese Informationen erklären auf jeden Fall, warum zum Beispiel Paprika oder Karotten Textilien nicht färben, Beeren jedoch eine sehr intensive Farbe hinterlassen. 

Die Farbstoffe in den Färberpflanzen bestehen chemisch betrachtet aus organischen Molekülen. Sie sind in Wasser, Öl oder anderen Flüssigkeiten löslich – im Gegensatz zu den sogenannten Pigmenten. Die Moleküle der Färberpflanzen lassen sich besonders gut mit natürlichen Fasern verbinden. Pflanzliche Farbstoffe lassen sich in folgende Gruppen einteilen:

Flavonoide

Das Farbspektrum der wasserlöslichen Flavonoide reicht von Gelb, Orange und Rot bis zu Violett. Der Farbstoff ist in vielen Pflanzen, wie zum Beispiel Färberkamille, Tagetes, Rainfarn oder Goldrute enthalten.

Betalaine

Dieser wasserlösliche rote Blüten- oder Fruchtfarbstoffe ist zum Beispiel in der Roten Beete und in Kermesbeeren zu finden.

Carotinoide

Dieser Farbstoff ist nicht wasserlöslich und daher verwende ich Pflanzen mit diesem Farbstoff nicht zum Färben von Textilien. Meine Versuche ergaben ein unzureichendes Färbeergebnis. Der Farbstoff ist zum Beispiel in Tomaten, Hagebutten und Ringelblumen enthalten.

Chlorophyll

Der grüne Farbstoff kommt in der Natur am häufigsten vor. Chlorophyll ist nicht wasserlöslich und liefert nur ein verhaltenes Färbeergebnis. Färbungen mit grünen Pflanzen bzw. Blättern, wie zum Beispiel Birkenblätter, Ackerschachtelhalm oder Brennnesseln hinterlassen ein helles Gelb auf dem Färbegut.

Anthocyane und Anthocyanidine

Diese wasserlöslichen Farbstoffe sind in vielen Pflanzen enthalten und bieten eine vielfältige Palette im Bereich der roten bis blauen Farbstoffe.

Chinone sind zum Beispiel in Färberdisteln, Henna und Krapp enthalten und erzeugen rote Töne.

Das blaufärbende Delphinium findet sich beispielsweise im Rittersporn, Heidelbeeren oder Ligusterbeeren. Indigoide Farbstoffe sind blaue Farbstoffe, die zum Beispiel in der Indigopflanze oder im Färberwaid enthalten sind.

Färberezepte

Nach der kleinen, theoretischen Einleitung stelle ich die Färbungen vor, die mir gut gelungen sind. Die Rezepte sollen zum Nacharbeiten und sammeln eigener Erfahrungen anregen.

Färben mit Blüten vom Echten Dost, Oregano oder Wildem Majoran

Hier auf dem Härtsfeld, dem östlichen Teil der Schwäbischen Alb, prägen neben Buchenwäldern vor allem Magerwiesen und Wacholderheiden das Landschaftsbild. Entlang der Wanderwege verströmen im Sommer die zarten Blüten des Echten Dosts ihren aromatischen Duft. Zahlreiche Schmetterlinge und Bienen laben sich am Nektar des Wilden Majorans, wie der Dost auch genannt wird. Als Küchenkraut ist er vor allem unter dem Namen Oregano gekannt. In meinem Garten muss ich das ausdauernd wachsende Kraut in die Schranken weisen. Ich kann den Dost großzügig ernten und für die Körperpflege und die Kräuterküche verwenden. In diesem Jahr hatte ich einige der Blüten ausgekocht, um zu prüfen, ob sich ein Farbsud herstellen lässt. Probehalter hatte ich ein paar Filzkugeln im Farbsud ziehen lassen. Das Ergebnis hatte mich überzeugt, die Blüten färbten die Filzkugeln satt grün. Der nachfolgend gefärbte Wollstrang nahm die Farbe, die ich als helles Olivgrün beschreiben würde, noch besser an. Die Farbe hielt sich auch nach dem Auswaschen sehr gut auf der Wolle. Ebenso gut hielt sich der würzige Duft des Wilden Majorans in unserem Haus.

Färbungen mit Echtem Dost
Rezept grüne Färbung mit Blüten vom Echten Dost für 100 g Textilmaterial
  • 50 g Blüten in 5 Liter Wasser aufkochen lassen
  • über Nacht ziehen lassen
  • vorgebeiztes Färbegut direkt in den Farbsud mit dem Pflanzenmaterial einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichem Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • dann waschen und spülen

Färberkamille – sonnengelbe Sommerfarbe

Wir haben hier auf der Schwäbischen Alb einige Blumenwiesen, die nicht nur zahlreiche Insekten einladen, sondern auch eine wahre Augenweide sind. Die buntblühenden Wiesen setzen sich in ihrer Vielfalt immer wieder neu zusammen.  Im August bestimmen Sonnenblumen das Bild,  unter denen Ringelblumen, Klee, Kornblumen, Malven und Phacelia gedeihen. In diesem Jahr hat die Färberkamille einen großen Teil der Wiesenränder für sich erobert. So konnte ich schnell reichlich von den goldgelben Blütenkörben sammeln. Deren kräftiges Gelb spiegelte sich dann auch in der Färbung wider. Sowohl auf Schurwolle als auch auf Seide hinterlassen sie ein warmes Sonnengelb. Ich hatte die Blüten frisch verarbeitet, doch sie lassen sich ebenso gut getrocknet verwenden.

Färbungen mit Färberkamille
Rezept sonnengelbe Färbung mit Färberkamille für 100 g Textilmaterial
  • 50 g frische Blüten in 5 Liter Wasser für gut 30 Minuten kochen lassen
  • abkühlen lassen
  • abseihen und Pflanzenmaterial ins Färbetuch einbinden
  • vorgebeiztes Färbegut in den Farbsud mit dem eingebundenen Pflanzenmaterial einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichem Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • dann waschen und spülen

Mehrfarbige Wolle

Um schöne Effekte zu erzielen, kann ein Wollstrang mehrmals gefärbt werden. Dafür wird nur ein Teil des Wollstrangs in den Farbsud gelegt und es entsteht ein schöner, fließender Farbübergang. Diese einfache Technik bietet viel Raum für kreative Farbspiele.

Beizen

Nur durch ein dem Färben vorangegangenes Beizen ist es möglich, dass die Farbmoleküle beständig an der Faser haften! Die Moleküle der Beize setzen sich an die Fasern. An diesen wiederum haften dann die Farbstoffe und gehen eine Verbindung mit den Fasern ein.

Zum Ansetzen der Beize eigenen sich große Emaille- oder Edelstahltöpfe. Behälter aus anderen Materialien können bereits einen verändernden Einfluss auf den späteren Farbton beim Färben haben. Ich bevorzuge antike Eimer, die ich auf Flohmärkten gefunden habe.

Die gebeizten Textilien spüle ich vor dem Färben nochmals mit warmem Wasser aus. Ich hatte beobachtet, dass so die Farben intensiver werden. Im Buch „Leitfaden um Färben mit Pilzen“ bestätigt Karin Tegeler meine Annahme.

Die Farbstoffe legen sich auch an lose Moleküle der Beize und haften dann nicht der Faser an, sondern verbleiben ungenutzt im Sud.

Schonendes Beizen mit Alaun

Kaliumaluminiumsulfat ist unter dem Namen Kalialaun oder Alaun bekannt. Schon in der Antike gewann man Alaun aus dem Mineral Alunit (Alaunstein), um es als Flammschutzmittel auf Holz zu verwenden. Bis ins ausgehende Mittelalter wurde der Alaunstein aus dem Orient eingeführt. Im Jahr 1462 wurde bei Rom ein reiches Alunitvorkommen entdeckt, das bis in das  Jahr 1500 von der Kirche und der Familie Medici ausgebeutet wurde. Danach konnte man den Alaun auch aus Schwarzschiefer oder Tonschiefer gewinnen und danach entstanden zahlreiche Alaunwerke in Europa.

Neben dem Einsatz in der Ledergerberei war Alaun für die Färberei unverzichtbar.

In der Medizin und in Rasiersteinen wird Alaun als Adstringens zum Stillen von Blut eingesetzt.

Als Lebensmittelzusatzstoff ist Kaliumaluminiumsulfat als Stabilisator und Festigungsmittel unter der Bezeichnung E 522 zugelassen.

Das mineralische Beizmittel ist in gemahlener Form als Pulver oder als Kristall erhältlich.

Um die Fasern zu schonen beize ich nicht mit hohen Temperaturen, sondern wende dieses alternative Verfahren an:

Beizen von Wolle mit Alaun

Grundrezept

  • 150 g Alaun in 1 Liter warmen Wasser auflösen und dann in 24 Liter kaltes Wasser einrühren
  • 1000 g Textilfaser gründlich in Wasser einweichen und dann feucht in das kalte Beizbad einlegen
  • Textilfaser im Beizbad auf etwa 40 °C erwärmen

Ich bevorzuge das Verbleiben der Fasern im Beizbad über Nacht, damit die Beize gut eindringen kann. Eine längere Einwirkzeit ist immer möglich, verbessert jedoch das Färbeergebnis kaum.

  • Die gebeizten Textilien mit warmem Wasser gründlich ausspülen

Farbverläufe

Manchmal fällt die Färbung sehr verhalten aus und es bleiben nur zarte Farben auf der Wolle zurück. Das Überfärben der Textilien ist sehr unproblematisch, sie werden einfach abermals in ein Farbbad gegeben.

Zu blasse Färbungen nehme ich auch gerne für experimentelle Farbspiele.

Avocadoschalen-Färbung

Zum Beispiel habe ich eine zart mit Avocadoschalen gefärbte Wolle nochmals mit Avocadokernen überfärbt. Dafür habe ich die Wolle zu festen Knäueln gewickelt. Diese werden in den vorbereiteten Färbesud gelegt, was ein wenig an Knödel kochen erinnert. Der intensivere Farbsud aus Avocadokernen kann nicht bis ins Innere des Knäuels dringen, Daher wird die Farbe von außen nach innen immer heller. Nach dem Auswaschen und trocknen wird die Wolle umgewickelt. Die fertige Wolle hat mit dieser Färbe- und Wickeltechnik einen wunderbaren Farbverlauf.

Rosenblätter und Blutpflaume

Die gleiche Technik habe ich bei dieser Wolle angewendet. Die Rosenblätter hatten nur ein zartes Grün auf das Garn gefärbt. Für die nachfolgende Färbung mit roten Hasel- und Blutpflaumenblätter habe ich die Wolle zu einem festen Knäuel gewickelt, was einen schönen, fließenden Farbverlauf ergab.

Seidengarn mit Brombeeren gefärbt

Dieses mit Brombeeren gefärbte Seidengarn wurde zuerst zu einem festen Knäuel gewickelt und dann mit Eisenessig weiterentwickelt.

Färben mit roten Kleeblüten

In älteren Büchern werden die Kleeblüten als Färbepflanzen aufgeführt. Leider konnte ich darüber hinaus keinerlei Informationen oder Erfahrungsberichte finden. Also musste ich selbst herausfinden, ob und welche Farbe ich Kleeblüten entlocken kann.

Roter Klee Färbung
Zitronengelbe Färbung mit Rotem Klee

Ich musste immer wieder feststellen,  dass einige Pflanzen überraschende Ergebnisse hervorbringen. Von den Blüten des Roten Klees hatte ich eigentlich eine grüne Färbung erwartet, doch sie hinterließen ein intensives Zitronengelb mit leichtem Grünstich.

Rezept zitronengelbe Färbung mit Rotem Klee für 100 g Textilmaterial
  • 50 g Kleeblüten in 5 Liter Wasser für gut 30 Minuten aufkochen lassen
  • abkühlen lassen
  • abseihen und Pflanzenmaterial ins Färbetuch einbinden
  • vorgebeiztes Färbegut in den Farbsud mit dem eingebundenen Pflanzenmaterial einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichem Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • dann waschen und spülen

Färben mit Weidenrinde

Weiden

Gegen Ende der Wintermonate werden die Weiden geschnitten, um aus ihren Ästen kunstvolle Körbe zu Flechten, Besen herzustellen oder Zäune anzufertigen. Doch ich brauche die heilkräftige Rinde, um eine Tinktur herzustellen, die als Wirkstoff für Cremes und Salben dient. In diesem Jahr konnte ich genügend Weidenäste sammeln, dass die Rinde auch noch zum Färben einiger Wollstränge ausgereicht hat.

Die Vorbereitungszeit ist ein wenig länger, wenn die Äste nicht frisch geschnitten wurden. In diesem Fall muss die Rinde für etwa 3 Tage in Wasser eingeweicht werden.

Dann wird die Rinde mit einem Sparschälen von den Ästen gelöst.

Frisch geschnittene Äste hingegen können nach dem Schälen sofort zu einem Färbesud verkocht werden.

Weidenrindenfärbung
Rezept messing-gelbe Färbung mit Weidenrinde für 100 g Textilmaterial
  • 200 g zerkleinerte Weidenrinde in 10 Liter Wasser aufkochen lassen
  • über Nacht ziehen lassen
  • vorgebeiztes Färbegut direkt in das Pflanzenmaterial einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichem Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • dann waschen und spülen

Färben mit Galläpfeln

Die vielen historischen Berichte über die Färbeeigenschaften der Galläpfel haben mich neugierig gemacht und ich wollte schon seit langem mit ihnen färben. Jedoch hatte ich immer frische und selbst gesammelte Pflanzen zum Färben zur Verfügung, so dass ich den Kauf von Galläpfeln immer vor mir herschob.

Hier eine Beschreibung aus dem Damen Conversations Lexikon von 1838:

„Galläpfel sind Anschwellungen der Blätter verschiedener Eichenarten, insbesondere der morgenländischen Quercus infectoria, veranlasst durch den Stich der Färber-Gallwespe. Die besten sind die sogenannten schwarzen Galläpfel geheißen. Sie müssen eingesammelt werden, ehe noch das Insekt sich durchgebohrt hat, und wenn sie vorzüglich sein sollen, mit einer dichten Substanz erfüllt sein.
Ihre Anwendung ist zum Färben von Fasern und zur Bereitung von schwarzer Tinte bekannt.“

Galläpfel-Färbung
Galläpfel-Färbung

Nun muss ich zugeben, dass ich mir von der Färbung etwas mehr erhofft hatte. Obwohl ich mehr als reichlich Galläpfel verwendet hatte und mich an mehreren alten Quellen orientiert hatte, blieb das versprochene tiefe Schwarz aus. Das Ergebnis war ein Graugrün mit einem leichten Stich ins Violette. Gefärbt habe ich die Wolle ungebeizt, da dies aufgrund der hohen Gerbsäure der Galläpfel nicht nötig sei. Die Nachbehandlung mit Eisenessig hat die Farbe zwar dunkler, aber nicht unbedingt schöner gemacht. Die restlichen Galläpfel werde ich nicht zum Färben verwenden, sondern lieber Tinte daraus herstellen.

Rezept graue Färbung mit Galläpfeln für 100 g Textilmaterial
  • 50 g Galläpfel grob zerkleinern und in etwa ½ Liter Wasser einweichen
  • über Nacht ziehen lassen
  • die einweichten Galläpfel mit einem Mörser klein stampfen
  • zerkleinerte Galläpfel in 10 Liter Wasser aufkochen lassen
  • über Nacht ziehen lassen
  • abseihen und ins Färbetuch einbinden
  • ungebeiztes Färbegut in den Farbsud mit dem eingebundenen Galläpfeln einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichem Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • dem Farbsud eine Tasse Eisenessig zugeben
  • dann waschen und spülen

Wilde Möhre und Urmöhre – eine interessante Farbkombination

Urmöhren
Urmöhren

Vom Gemüsegärtner bekamen wir einige fast schwarze Urmöhren zum Probieren. Beim Schälen und Schneiden der Urmöhren färbten sich meine Hände sehr schnell dunkelviolett. Selbst Rote Beete schafft es nicht, die Haut so nachhaltig zu verfärben. Über den Einsatz der Urmöhren bei Naturfärbungen konnte ich weder im Internet noch in einem meiner Bücher finden. Also musste ich ein Experiment wagen.  Die Schalen und Reste der Urmöhren hatte ich zu einem Sud gekocht, der sich auch schnell dunkelviolett färbte. Daraus schloss ich , dass die vorbereitete Wolle ähnlich aussehen müsste. Den Wollstrang hatte ich zuvor mit Wilder Möhre gefärbt, doch das sehr verhaltene gelbgrün gefiel mir nicht wirklich. Daher musste die zarte Farbe der Wilden Möhre mit dem dunklen Violett der Urmöhre vereint werden. Beim Entnehmen war der Strang tatsächlich Auberginenfarben. Doch schon beim Auswaschen zeigte sich das typische Verhalten von roten Färbepflanzen: die Farbe änderte sich in ein dunkles Olivgrün. Beim Trocknen nahm die Wolle ihre endgültige Farbe an: ein dunkles Blau mit einem Schuss Olivgrün. Die Farbe harmoniert sehr schön zu dem hellen gelbgrün der Wilden Möhre und auch die Übergänge sind gut gelungen. Beim nächsten Mal werde ich die Urmöhre auf naturbelassenem Garn verwenden, mal sehen was sich dann für eine Farbe zeigt.

Möhrenfärbung
Möhrenfärbung

An dieser Stelle möchte ich noch betonen, dass ich zum Färben immer nur die Abfälle oder Rückstände von essbaren Pflanzen verwende und keine Lebensmittel verschwende!

Rezept dunkelblaue Färbung mit Urmöhre für 100 g Textilmaterial
  • 50 g Schalen und Reste von Urmöhren in 5 Liter Wasser aufkochen lassen
  • abkühlen lassen
  • abseien und Pflanzenmaterial ins Färbetuch einbinden
  • vorgebeiztes Färbegut direkt in den Farbsud mit dem eingebundenen Pflanzenmaterial einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichem Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • dann waschen und spülen

Färbepflanzen ernten und sammeln

Mit dem Sammeln der Pflanzen beginnt für mich der Spaß am Färben. Zu Beginn habe ich nur mit heimischen, selbst gesammelten Pflanzen gearbeitet und erst später die eine oder andere getrocknete Färbepflanze gekauft. Ich muss aber auch zugeben, dass nicht jeder meiner Versuche gelungen ist. Einige Pflanzen, die leuchtende Farben haben, hinterlassen auf Garn oder Stoff nur einen grauen Schleier. Andere wiederum haben mich angenehm überrascht.

Einige der Farben konnte ich Küchenabfällen wie zum Beispiel Zwiebelschalen, Blaukrautblättern oder Rote-Beete-Schalen entlocken. Selbst Rückstände aus der Marmelade-Herstellung landen im Färbetopf.

Meine Erfahrungen mit den einzelnen Pflanzen beschreibe ich bei den jeweiligen Rezepten.

Färberezepte

Auf diesen Seiten teilen wir mit dem geneigten Leser unsere Erfahrungen zu diesem spannenden Themenkomplex. Zahlreiche Rezepturen sollen dazu ermutigen eigene Erfahrungen bei der Verwendung von natürlichen Pflanzenfarben zu machen. Selbst wenn der Aufwand höher ist, so haben wilde Farben eine unvergleichliche Faszination gegenüber industriell gefärbten Garnen und Stoffen.

Die Färberküche

In früheren Zeiten waren die Färberküchen wegen der Geruchsbelästigung am Rand der Ortschaften angesiedelt. Meist direkt an einem fließenden Gewässer, um so den hohen Wasserbedarf zu decken.
Da ich nicht mit überriechenden Substanzen färbe, habe ich meine heimische Küche zur Werkstatt gemacht. Hier habe ich eine Feuerstelle und reichlich fließendes Wasser. Ein bis zwei Töpfe, einen Eimer sowie einen Holzlöffel finde ich hier auch. Kurzum – es bedarf keines großen Aufwands, um Stoffe oder Garne mit Hilfe von Pflanzen natürlich zu färben.

Färben mit roten Weinblättern

Binnen weniger Tage haben sich die Blätter des Wilden Weins dunkelrot gefärbt. Bevor der Herbstwind das Laub hinwegfegt, möchte ich noch einige der Blätter für meinen Färbetopf sammeln, um zu sehen, ob sie ausreichend Farbstoffe enthalten. Der Färbevorgang war sehr unkompliziert, da sich die grob zerkleinerten Blätter nicht in der Wolle verfangen haben. Das Ergebnis war verblüffend: nachdem ich den tiefroten Sud ausgewaschen hatte, zeigte sich die Wolle in einem warmen, satten Grün.

Weinlaub

Weinlaub an einer Kirchenmauer

Rezept grüne Färbung mit roten Weinblättern für 100 g Textilmaterial

  • 100 g rote Weinblätter grob zerkleinern und in 10 Liter Wasser aufkochen lassen
  • über Nacht ziehen lassen
  • vorgebeiztes Färbegut in den Farbsud zwischen die zerkleinerten Blätter einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichem Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • dann waschen und spülen

Weinblatt-Färbung

Färben mit Tagetes-Blüten

In unserem Dorf wohnt eine ältere Dame, in deren Garten unglaublich viele Tagetes blühen. Ich habe es schon vor langer Zeit aufgegeben mit den Schnecken um diese Blumen zu kämpfen. Ich bat daher die Frau, sie möge mir doch die abgeblühten Blütenköpfe aufbewahren. Nach einiger Zeit konnte ich eine ganze Kiste getrockneter Tagetesblüten abholen. Mit so viel Pflanzenmaterial konnte ich ein wirklich sattes Ergebnis erzielen. Die Tagetesblüten färbten die Wolle in ein leuchtendes Rost-Orange.

An dieser Stelle fällt mir wieder auf, wie schwer es ist eine Farbe in Worte zu fassen.

Rezept orange Färbung mit Tagetesblüten für 100 g Textilmaterial

  • 100 g Tagetesblüten in 5 Liter Wasser aufkochen lassen
  • über Nacht ziehen lassen
  • vorgebeiztes Färbegut in den Farbsud zwischen die Blüten einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichem Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • dann waschen und spülen

Wolle, gefärbt mit Tagetes-Blüten

Tagetes-Blüten-Färbung

Färben mit roten Rosenblüten

Eine freundliche Nachbarin hat mir mich die letzten Wochen fleißig Rosenblütenblätter gesammelt und getrocknet. Meine Erwartungen bezüglich des Ergebnisses waren nicht hoch, denn ich hatte gelesen, dass Rosenblütenblätter nur ein sanftes grün-braun an die Wolle abgeben. Jedoch schon beim Auskochen der Blütenblätter wurde das Wasser dunkelrot. Die Wolle nahm auch sofort diesen intensiven Farbton an. Beim Spülvorgang verlor sich das Rot und wandelte sich in ein sattes Khakigrün. Eine herrliche leuchtende Farbe, die meine Grünfärbungen wunderbar ergänzt.

Rezept khakigrüne Färbung mit roten Rosenblütenblättern für 100 g Textilmaterial

  • 200 g Rosenblütenblätter in 10 Liter Wasser aufkochen lassen
  • über Nacht ziehen lassen
  • vorgebeiztes Färbegut in den Farbsud zwischen die Blütenblätter einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichem Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • dann waschen und spülen

Rosenblütenblätterfärbung

Färben mit Lärchenrinde

Lärchenast mit Flechten überzogen

Lärchenast mit Flechten überzogen

Auf meinen Spazierwegen rund um unser Dorf steht eine schöne Lärche. Auf dem Boden liegen immer alte Zapfen und abgestorbene Zweige. Diese habe ich eingesammelt und die Rinde mitsamt den darauf gewachsenen Flechten abgeschält. Das ganze habe ich dann zerkleinert. Das geht recht einfach, wenn man die Rinde in einer Stofftasche sammelt und zuhause mit dem Fleischklopfer so lange auf die gefüllte Tasche schlägt, bis die Rinde die gewünschte Größe hat. Ich trage stets eine Stofftasche und ein Häkelnetz bei mir, das sind nämlich meine „Beutetaschen“. Dieses Lärchen-Flechten-Gemisch habe ich dann aufgekocht und eine dunkle rot-braune Färbeflotte erhalten.

laerchenrindenfaerbung

Die Wolle hat die Farbe sehr schnell angenommen und auch nach dem Auswaschen war das Rotbraun noch sehr intensiv. Ob dies nun von den Flechten, der Rinde oder von beidem kommt, das vermag ich nicht zu sagen.

Rezept rotbraune Färbung mit Lärchenrinde für 100 g Textilmaterial

  • 200 g zerkleinerte Lärchenrinde in 10 Liter Wasser aufkochen lassen
  • über Nacht ziehen lassen
  • vorgebeiztes Färbegut in den Farbsud zwischen die Rindenstücke einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichem Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • dann waschen und spülen

Das Färbetuch

In meinen Rezepten werdet ihr immer wieder lesen, dass die Pflanzen ins Färbetuch eingebunden werden. Diesen Vorgang möchte ich hier näher beschreiben. Viele der verwendeten Pflanzen bzw. Pflanzenteile sind relativ klein. Vor allem bei Garnen bleiben sie während des Färbevorgangs im Gewebe hängen und lassen sich nur schwer wieder auswaschen. Daher binde ich das Pflanzenmaterial in ein Tuch ein. Je durchlässiger das Färbetuch, desto mehr Farbe kann durch die eingebundenen Pflanzen abgegeben werden. Ich verwende sehr gerne Seidentücher, Mulltücher oder Babywindeln. Diese können ebenfalls Teil des Färbevorgangs sein. So entstehen schöne Seidenschals oder Patchwork-Projekte.

Das in den einzelnen Rezepten angegebene Pflanzenmaterial wird der Anleitung entsprechend gekocht. Danach wird der Pflanzensud zur Seite gestellt, bis er abgekühlt ist. Dieser Sud wird durch ein Sieb gegossen, das ich mit dem Tuch auslege. So werden die Pflanzen ausgesiebt und verleiben im Tuch. Das binde ich dann fest zu und lege es dem Farbsud bei. Die eingebundenen Pflanzen werden dann zusammen mit den Textilien erwärmt.

Eisenessig aus Bohnerz

In unmittelbarer Nähe meines Wohnortes befinden sich versteckt im Wald die alten Erzgrubenweiher. In jedem Frühjahr suchen wir sie auf, um die Krötenwanderung zu beobachten. Das eigentlich interessante an diesen Weihern ist, dass es sich um stillgelegte Erzgruben handelt, die sich mit Wasser gefüllt haben. Schon die Kelten haben das Bohnerz zu Eisen verarbeitet. Archäologische Funde belegen, dass die Römer die Verhüttung des Bohnerzes fortgesetzt hatten. Es ist urkundlich belegt, dass bis Mitte des 19. Jahrhunderts auf der Ostalb die Gewinnung des Bohnerzes nach bergbaulichen Maßstäben betrieben wurde. Zurückgeblieben sind nun die idyllischen Weiher, die im schattigen Wald ruhen. Nichts erinnert mehr an das geschäftige Treiben, das über Jahrhunderte hier stattfand. In den Uferbereichen findet sich noch immer Bohnerz, das ich für die Herstellung von Eisenessig gesammelt habe.

Nachbetrachtung

Seit nunmehr einem guten Jahr färbe ich Wolle, Seide und Leinen aus Pflanzen. Wenn ich die Grünfärbungen so vor mir sehe, dann fällt mir eine Zeile aus Bilbos Lied ein: „ … in every wood, in every spring, there is a different green.“

Verschiedene Grüntöne

Bilbos Song
by J. R. R. Tolkien

„I sit beside the fire and think
of all that I have seen,
of meadow-flowers and butterflies
In summers that have been;

Of yellow leaves and gossamer
in autumns that there were,
with morning mist and silver sun
and wind upon my hair.

I sit beside the fire and think
of how the world will be
when winter comes without a spring
that I shall ever see.

For still there are so many things
that I have never seen:
in every wood in every spring
there is a different green.

I sit beside the fire and think
of people long ago,
and people who will see a world
that I shall never know.

But all the while I sit and think
of times there were before,
I listen for returning feet
and voices at the door.“

Färben mit Brombeeren

Heute ist Herbstanfang – wieder war der Sommer viel zu kurz. Die letzten Brombeeren wer-den geerntet und zu Gelee verarbeitet. Beim Entsaften der Beeren wandern die Rückstände, die noch sehr viel Farbe abgeben, sonst ungenutzt auf den Kompost. In diesem Jahr habe ich sie in mein Färbetuch eingebunden und einen Strang Wolle damit gefärbt. Das Ergebnis war ein sehr dunkles, warmes Lila, das der Farbe des Brombeersaftes nahe kommt. Die Flotte hät-te sicher noch für weitere Färbungen ausgereicht. Zukünftig werde ich die Geleeverarbeitung mit dem Färben der Wolle kombinieren.

Brombeeren

Brombeeren

Rezept lila Färbung mit Brombeeren für 100 g Textilmaterial
  • 500 g Brombeerrückstände ins Färbetuch einbinden.
  • in 5 Liter Wasser aufkochen lassen
  • über Nacht ziehen lassen
  • vorgebeiztes Färbegut in den Farbsud mit dem eingebundenen Pflanzenmaterial einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichem Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • dann waschen und spülen

Mit Brombeer-Resten färben

Färben mit Schilfblüten

Leider war ich in letzter Zeit so sehr mit filzen, Seife sieden und nähen beschäftigt, dass ich fast die Blüte des Schilfgrases aus den Augen verloren hatte. Da bei uns auf der Schwäbischen Alb kaum Gewässer zu finden sind, muss ich zur Schilfblütenernte ein Stück ins Ellwanger Seenland fahren. Die meisten Blüten sind schon offen, jedoch finde ich im Schatten stehende Gräser, die noch geeignet sind. Das Schneiden der Blüten sollte vor dem Aufblühen erfolgen, wenn sie noch geschlossen und dunkelrot sind. Das Sammeln ist mühelos und der Korb ist schnell voll. Das Färbergebnis war sehr ergiebig und ganz wunderbar – ein kräftiges. leuchtendes Maigrün. Eine Farbe von solcher Leuchtkraft konnte ich bislang kaum mit einer anderen Pflanze erzielen.
Wenige Tage später sind wir nochmals losgelaufen, um weitere Schilfblüten zu sammeln. Wir hatten jedoch nur noch wenige finden können, die noch nicht ganz aufgeblüht waren. Die Färbung mit den reiferen Schilfblüten fiel dann viel dunkler, aber nicht weniger schön aus.
Mein Sohn hatte mir beim Sammeln geholfen und war so begeistert von der Farbe, dass er einen Schal aus dieser Wolle wollte. Vielen Dank an Jutta (Rotkornsblog) fürs Stricken.

Extremes Grün durch Schilfblüten

Rezept grüne Färbung mit Schilfblüten für 100 g Textilmaterial
  • 100 g Schilfblüten in 5 Liter Wasser aufkochen lassen
  • über Nacht ziehen lassen
  • vorgebeiztes Färbegut direkt in das Pflanzenmaterial einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichem Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • dann waschen und spülen

Schal und Socken aus der Schilfblütenwolle

Schal und Wolle mit Schilfblüten gefärbt

Färben mit Eichenrinde

Das letzte Wochenende waren wir mit der Seifenküche beim Küchengartenfest in Bad Muskau. Dies war unser erster Besuch in der idyllischen Park- und Kurstadt, die im Nordos-ten des Freistaates Sachsen an der Lausitzer Neiße, unmittelbar an den Grenzen zu Polen liegt. Wir sind zwei Tage vor der Veranstaltung angereist, um ausgedehnte Spaziergänge in den schönen Landschaftspark zu unternehmen. Dieser wurde durch Fürst Ludwig Heinrich Hermann von Pückler-Muskau in den Jahren 1815 – 1845 im englischen Stil angelegt und hat eine Ausdehnung von ungefähr 830 Hektar, von denen ein Drittel auf deutscher und zwei Drittel auf polnischer Seite liegen. Hier befindet sich auch die Hermannseiche, die unser be-sonderes Interesse erweckte, da sie ja unseren Nachnamen trägt. Unmitten des wild-romantischen, abgelegenen Teils des Parks fanden wir die Reste der ausgebrannten Eiche, in die 2004 der Blitz eingeschlagen hatte. Jedoch ließ uns die Baumruine erahnen, wie gewaltig die Eiche einst war. Zu unserer großen Freude entdeckten wir rund um die Eiche einen sehr gut erhaltenen, ehemaligen Thingplatz. Leider konnten wir bislang nichts näheres in Erfahrung bringen und vermuten, dass der Thingplatz einst von den Sachsen genutzt wurde. In der näheren Umgebung fanden wir weitere, uralte Eichen, deren gewaltige Äste teilweise gefällt auf dem Boden lagen. Hier sammelten wir die Rinde, die als Ausgangsmaterial für unsere Färbung diente. Wieder zuhause angekommen habe ich die Rinde grob zerkleinert und aufge-kocht, um am nächsten Tag Wolle damit zu färben. Das Farbergebnis war gut und wie erwartet ein mittlerer Braunton, der an unbehandeltes Eichenholz erinnert. Auf jeden Fall haben wir die Erinnerung an diese Eichen in einen Schal festgehalten.

Eichenrinde-Färbung

Rezept braune Färbung mit Eichenrinde für 100 g Textilmaterial
  • 200 g zerkleinerte Eichenrinde in 10 Liter Wasser aufkochen lassen
  • über Nacht ziehen lassen
  • vorgebeiztes Färbegut direkt in das Pflanzenmaterial einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichem Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • dann waschen und spülen

Die „Hermannsquelle“ in Bad Muskau

Bei unserer Wanderung rund um Bad Muskau stießen wir auf einen Bach, dessen Wasser rostig braun war. Es handelte sich um eine natürliche Eisenvitriolquelle, die in früheren Zeiten als Trinkkur genutzt wurde. Schade, dass ich keine mit Pflanzen gefärbte Wolle dabei habe, um sie hier am Bach zur Nachentwicklung eintauchen kann.

Hermannsquelle

Die Hermannsquelle

Färben mit Ackerschachtelhalm

Schachtelhalme in der Teufelsküche im Allgäu

Schachtelhalme in der Teufelsküche

Auf einer Waldlichtung in der Nähe vom Hexenkessel bei Obergünzburg habe ich den wohl gewaltigsten Ackerschachtelhalm entdeckt, den ich bis dahin gesehen hatte. Schnell war ein großer Strauß gepflückt, der dann auch gleich im Färbetopf landete. Das Ergebnis fiel ein eher verhalten aus – ein sanftes warmes Messinggelb. Jedoch erinnert mich die Wolle immer noch an diese märchenhafte Waldlichtung.

Rezept messinggelbe Färbung mit Ackerschachtelhalm für 100 g Textilmaterial

  • 100 g Ackerschachtelhalm grob zerkleinern
  • in 5 Liter Wasser aufkochen lassen
  • über Nacht ziehen lassen
  • vorgebeiztes Färbegut in den Farbsud zwischen die Pflanzen einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichem Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • dann waschen und spülen

Schachtelhalme in der Teufelsküche im Allgäu

Schachtelhalmfärbung

Schachtelhalme in der Teufelsküche im Allgäu

Schachtelhalmfärbung

Färben mit Kornblumen

Ich liebe das leuchtende Blau der Kornblumen, wenn sie gepaart mit Mohnblumen und Kamille die reifen Kornfelder einsäumen. Ganz in der Nähe meines Hauses durchziehen die Kornblumen ganze Felder und färben diese blau. Daher habe ich fleißig Blüten gesammelt, um damit diesen Farbzauber einfangen kann. Leider ist die Mühe nicht so belohnt worden, wie ich es mir gewünscht hätte. Selbst nach langer Einwirkzeit konnte ich nur ein zartes messinggelb erzielen.

Klatschmohn und Kornblume

Rezept messinggelbe Färbung mit Kornblumenblüten für 100 g Textilmaterial
  • 100 g Kornblumenblüten in 5 Liter Wasser aufkochen lassen
  • über Nacht ziehen lassen
  • abseihen und Pflanzenmaterial ins Färbetuch einbinden.
  • vorgebeiztes Färbegut in den Farbsud mit dem eingebundenen Pflanzenmaterial einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichem Umrühren für zwei Tage ziehen lassen
  • dann waschen und gut spülen

Färben mit Johanniskraut-Blüten

Pünktlich zum Johannistag sammle ich am frühen Nachmittag die ersten Blüten. Zu dieser Tageszeit sind die Pflanzen schön trocken, dann drohen sie nicht zu schimmeln. In diesem Jahr setze ich nicht nur Johanniskrautöl an, sondern möchte auch noch Wolle färben. Dafür schneide ich die oberen Teile der Pflanze mit den Blüten ab. Im Färbetopf zeigt sich beim Auskochen der Pflanzen dann, dass das Wasser genauso dunkelrot wird, wie auch das Johanniskrautöl. Das Färbeergebnis war überraschend intensiv und brachte ein leuchtendes, sattes hellgrün hervor, das leicht ockerfarben meliert ist. Das Johanniskraut gehört ganz klar zu meinen Favoriten und wird auch zukünftig von mir zum Färben verwendet.

Johanniskraut-Färbung

Rezept grüne Färbung mit Johanniskrautblüten für 100 g Textilmaterial
  • 100 g Johanniskrautblüten in 5 Liter Wasser aufkochen lassen
  • über Nacht ziehen lassen
  • vorgebeiztes Färbegut direkt in das Pflanzenmaterial einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichem Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • dann waschen und spülen

Dreifarbiger Pulli aus Johanniskraut-, Walnuss- und Tagetesgefärbter Wolle

Ganz anders fiel die Färbung mit Johanniskraut-Blüten aus, wenn die Wolle mit Rhabarberblättern gebeizt wurde. In diesem Fall hatte die Wolle ein tiefes Rotbraun angenommen.

Färben mit roten Haselstrauchblättern

Jetzt sind die jungen Blätter des Haselstrauches noch rot. An einem Waldrand stehen so viele Sträucher, dass ich ohne schlechtes Gewissen meinen Korb mit den weichen, frischen Blättern füllen kann. Das Färbeergebnis ist ein ähnliches Grün, wie das der Blutpflaume, nur etwas heller und mit einem Stich ins Blaue. Auf jeden Fall sind die roten Haselstrauchblätter eine Bereicherung für die vielfältige Farbpalette aus der Natur und werden von mir auch zukünftig verwendet.

Wolle gefärbt mit Haselnussblättern

Rezept grüne Färbung mit roten Haselstrauchblättern für 100 g Textilmaterial
  • 100 g Haselstrauchblätter in 5 Liter Wasser aufkochen lassen
  • über Nacht ziehen lassen
  • vorgebeiztes Färbegut direkt in das Pflanzenmaterial einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichem Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • dann waschen und spülen

Färben mit Rhabarberblättern

Nur für einen relativ kurzen Zeitraum bereichert der Rhabarber unseren Speiseplan. Sein un-verwechselbarer Geschmack scheidet die Geister, entweder man mag ihn oder nicht. Ich selbst liebe sein säuerlich-herbes Aroma und koche vor allem Gelee und backe Kuchen. Die Blätter werden ja eigentlich immer dem Kompost zugeführt und daher war es ein Leichtes genügend Färbematerial zu beschaffen. Freunde, Kollegen und Verwandte haben die Blätter nicht mehr weggeworfen, sondern für mich gesammelt. Der Färbevorgang war wegen der Größe der Blätter unkompliziert und ich erzielte mit wenig Aufwand eine satte Farbgebung. Aus meinem Färbetopf holte ich wunderschöne, dottergelbe Wolle.

Rhabarberblätter färben gelb

Rezept gelbe Färbung mit Rhabarberblätter für 200 g Textilmaterial
  • 200 g Rhabarberblätter in 10 Liter Wasser aufkochen lassen
  • über Nacht ziehen lassen
  • vorgebeiztes Färbegut direkt in das Pflanzenmaterial einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichem Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • dann waschen und spülen

Färben mit Löwenzahn-Blüten

Überall blüht nun der Löwenzahn und lässt die sattgrünen Wiesen in einem leuchtenden Gelb erstrahlen. Mit dem überreichen Angebot an Pflanzenmaterial ist der Korb schnell mit Blü-tenköpfen gefüllt. Das Färbeergebnis ist ebenso leuchtend gelb, wie die Pflanze selbst. Einen Teil der Wolle habe ich mit Eisenessig zu grün nachentwickelt, so dass die Färbung der Wolle die Farben des Löwenzahns wiedergeben.

Löwenzahngefärbte Wolle

Rezept gelbe Färbung mit Löwenzahnblüten für 200 g Textilmaterial
  • 200 g Löwenzahnblüten in 10 Liter Wasser aufkochen lassen
  • über Nacht ziehen lassen
  • vorgebeiztes Färbegut direkt in das Pflanzenmaterial einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichem Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • dann waschen und spülen

Bereits aufgerollte Wolle

Stulpen aus löwenzahngefärbter Wolle, gestrickt von Ursula Eggers (http://www.filzundfaden.blogspot.de)

Färben mit Brennnesseln

Der Frühling hält Einzug und verwöhnt uns mit dem ersten Grün. Es gibt wohl nur wenige Pflanzen, die so ausdauernd wachsen wie die Brennnessel. Selten kommt nur eine Brennnessel allein und so ist der Korb schnell voll. Für die Ernte empfehlen sich natürlich Handschuhe. Der Färbesud sollte nicht länger als zwei Tage stehen, da er sonst zu stinken beginnt. Nach dem Färbebad lässt sich der Sud noch prima als Pflanzendünger verwenden. Das Farbergebnis ist ein feines, helles messinggelb, das sich hervorragend mit Grüntönen kombinieren lässt.

Helles Grün mit Brennessel

Rezept für wachsgelbe Färbung mit Brennnesseln für 200 g Textilmaterial
  • 200 g Brennesselblätter in 5 Liter Wasser aufkochen lassen
  • abkühlen lassen
  • abseihen und Pflanzenmaterial ins Färbetuch einbinden.
  • vorgebeiztes Färbegut in den Farbsud mit dem eingebundenen Pflanzenmaterial einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichem Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • dann waschen und spülen

Färben mit roten Zwiebelschalen

Endlich habe ich wieder genügend rote Zwiebelschalen gesammelt, um Wolle damit zu färben. Da mir das Ergebnis vom November letzten Jahres so gut gefallen hat, wollte ich dies wiederholen. Die Grünfärbung war ebenfalls sehr intensiv, doch dieses Mal wesentlich dunkler – statt des frischen, leuchtenden Hellgrün, erhielt ich ein sattes Olivgrün. Das Foto zeigt die Färbeergebnisse im Vergleich, es sind überraschenderweise zwei völlig verschiedene Grüntöne, obwohl ich das gleiche Rezept und die gleichen Ausgangsmaterialien hatte.

Rezept grüne Färbung mit roten Zwiebelschalen für 200 g Textilmaterial

  • 100 g rote Zwiebelschalen in 10 Liter Wasser aufkochen lassen
  • über Nacht ziehen lassen
  • abseihen und Pflanzenmaterial ins Färbetuch einbinden.
  • vorgebeiztes Färbegut in den Farbsud mit dem eingebundenemnPflanzenmaterial einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichem Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • dann waschen und spülen

Mit roten Zwiebelschalen gefärbte Wolle

Vergleich braune und rote Zwiebelschalenfärbung

Färben mit Blauholz

Eigentlich sammle ich das Pflanzenmaterial lieber selbst, doch der Winter bietet mir nur sehr wenig an. Daher habe ich mir ein Pfund Blauholz vom Campechebaum bestellt. In der Umgangssprache heißt dieser auch Blutholzbaum, ein sehr aussagekräftiger, fantasievoller Name. Nachdem ich die Färbeergebnisse vor mir hatte, kam ich zu dem Schluss, dass mit sehr wenig Blauholz sehr viel Wolle gefärbt werden kann, bevor das Farbbad seine Kraft verloren hat. Die Wollstränge des ersten Farbbades sind benahe so dunkellila wie eine Aubergine, die nachfolgenden wurden stufenweise heller blaulila bis fliederfarben. Aus 100 g Blauholz konnte ich gut 500 g Textilien färben. Selbst wenn die Farbe nicht ganz waschfest ist, so hat mich die Ausdruckskraft doch überzeugt.

Blauholz

Rezept dunkellila Färbung mit Blauholz für 200 g Textilmaterial
  • 100 g geschnittenes Blauholz in 10 Liter Wasser aufkochen lassen
  • über Nacht ziehen lassen
  • abseihen und Pflanzenmaterial ins Färbetuch einbinden.
  • vorgebeiztes Färbegut in den Farbsud mit dem eingebundenen Pflanzenmaterial einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichem Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • dann waschen und gut spülen

Färben mit Sandelholz

Sandelholz und Rote Beete Färbung

Sandelholz und Rote Beete Färbung

Ausnahmsweise habe ich mit einer Pflanze gefärbt, die nicht heimisch ist und ich auch das Pflanzenmaterial nicht selbst gesammelt habe. Sandelholz habe ich als Duft sehr angenehm und warm in Erinnerung, so dass mir sowohl der Duft, als auch die warme Farbe in diesen kalten Tagen besonders gut gefallen hat. Besonders auf Seide schimmert Sandelholz in sanften Pfirsichfarbenen.

Rezept pfirsichfarbene Färbung mit Sandelholz für 200 g Textilmaterial

  • 100 g Sandelholzspäne in 10 Liter Wasser aufkochen lassen
  • über Nacht ziehen lassen
  • abseihen und Pflanzenmaterial ins Färbetuch einbinden.
  • vorgebeiztes Färbegut in den Farbsud mit dem eingebundenen Pflanzenmaterial einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichem Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • dann waschen und spülen

Färben mit Misteln

Heute an Imbolg – und es ist bitterkalt, das Thermometer hat heute Nacht Minus 21 Grad angezeigt! Jetzt ist ein guter Zeitpunkt die Misteln, die als Weihnachtsdekoration dienten in den Färbetopf zu werfen. Die immer noch grünen Zweige sind trocken und die Blätter fallen schon ab, doch bevor die Misteln auf dem Kompost landen, entlocke ich ihnen ihre Farbstoffe. Das Ergebnis war ein schönes messinggelb, das leicht ins grüne geht. Der schöne Schimmer der Seide lässt die Mistelfärbung fast golden erscheinen. Einen Teil der Wolle und ein Seidentuch habe ich mit Eisenessig weiterentwickelt. Dies ergab ein sanftes olivgrün, das sich wunderbar mit dem messinggelb ergänzt.

Mistelfärbung

Rezept messinggelbe Färbung mit Misteln für 200 g Textilmaterial
  • 200 g Mistelzweige- und blätter in 10 Liter Wasser aufkochen lassen
  • über Nacht ziehen lassen
  • vorgebeiztes Färbegut direkt in das Pflanzenmaterial einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichem Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • dann waschen und spülen

Färben mit Krappwurzel

Jetzt sind alle Blätter von den Bäumen, die Natur ruht im Winterschlaf und ich kann keine Pflanzen mehr sammeln. Also greife ich auf getrocknete oder gekaufte Rohstoffe zurück. Über die traditionsreiche Färbepflanze Krapp konnte ich allerlei interessante Dinge nachlesen und entsprechend groß war mein Wunsch selbst mit der Färberröte zu färben. Das Ergebnis war ein herrliches, warmes Ziegelrot, welches sich sehr gut mit den bereits gefärbten Woll-strängen kombinieren lässt.

Krappwolle beim Trocknen

Rezept ziegelrote Färbung mit Krappwurzeln für 200 g Textilmaterial
  • 200 g zerkleinerte Krappwurzeln in 10 Liter Wasser aufkochen lassen
  • über Nacht ziehen lassen
  • abseihen und Pflanzenmaterial ins Färbetuch einbinden.
  • vorgebeiztes Färbegut in den Farbsud mit dem eingebundenem Pflanzenmaterial einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen (nicht kochen!)
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichem Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • dann waschen und spülen

Färben mit Blaukraut und Rote Beete

Nach der Färbung mit Blaukraut und Rote Beete stellte ich die beiden Töpfe erst mal in den Garten, um sie später auszugießen. Doch beide Farbbäder sahen noch so kräftig aus, dass ich es nicht übers Herz brachte sie einfach wegzuschütten. Also mischte ich beide Farbbäder und färbte vorsichtig einen Strang Schurwolle. Das Ergebnis war ein tiefes, warmes Magenta – eine sehr schöne Farbe. Dann wurde auch noch ein Merino-Lace-Garn eingefärbt und erhielt so eine warme Rosenholz-Farbe. Fazit: eine wirklich gelungene Mischung!

Violett-Töne

Färben mit Blaukraut oder Rotkohl

Rotkohl oder Blaukraut ist ein beliebtes, preiswertes und schmackhaftes Wintergemüse. Bei saurer Bodenbeschaffenheit ist der Kohl eher rot, in alkalischen Böden dagegen bläulich. Je mehr Essig dem Farbbad zugesetzt wird, desto mehr schlägt die Farbe in ein rötliches Violett um. Soda macht das Farbbad basisch und die Farbe wird eindeutig blau. Zum Färben habe ich die äußeren harten Blätter verwendet. Schon beim Kleinschneiden färben sie die Finger blau.
Die Färbung ergab schöne Blautöne, besonders Seide nahm eine kräftige Farbe an.

Rezept violett-blaue Färbung mit Blaukraut für 100 g Textilmaterial

  • 200 g Blaukrautblätter in 10 Liter Wasser aufkochen lassen
  • eine Tasse Apfelessig zufügen
  • über Nacht ziehen lassen
  • vorgebeiztes Färbegut in den Farbsud mit dem Pflanzenmaterial einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichem Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • dann waschen und spülen

Rezept blaugraue Färbung mit Blaukraut für 100 g Textilmaterial

  • 200 g Blaukrautblätter in 10 Liter Wasser aufkochen lassen
  • 1 Esslöffel Natron zufügen
  • über Nacht ziehen lassen
  • vorgebeiztes Färbegut in den Farbsud mit dem Pflanzenmaterial einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichem Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • dann waschen und spülen.

Färben mit Roter Beete

Die Rote Beete ist unter vielen Namen bekannt: Rote Rübe, Ranne, Rande, Rone oder Rotmöhre. Die fleischige, tiefrote Knolle enthält den Farbstoff Betanin. Dieser färbt nicht nur Lebensmittel, sondern auch Textilien wunderbar rot. Ab Oktober ist die Haupterntezeit und sofern man selbst keine im Garten hat, kann man sie preiswert auf dem Wochenmarkt erwerben. Besonders eindrucksvoll war für mich der Unterschied zwischen der sauren und basischen Färbung.
Während Schurwolle die Farbe sehr gut angenommen hat, war die Färbung auf Seide eher zart – für meinen Geschmack zu dezent.

Rote Beete

Rezept violette Färbung mit Rote Beete für 500 g Textilmaterial

  • 1000 g Rote Beete sehr klein schneiden oder raspeln
  • in 10 Liter Wasser auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • 50 g Salz und 100 g Essig hinzufügen
  • über Nacht ziehen lassen
  • vorgebeiztes Färbegut direkt in den Farbsud mit dem Pflanzenmaterial einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichem Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • dann waschen und spülen

Rezept rote Färbung mit Rote Beete für 500 g Textilmaterial

  • 1000 g Rote Beete sehr klein schneiden oder raspeln
  • in 10 Liter Wasser auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • über Nacht ziehen lassen
  • vorgebeiztes Färbegut direkt in den Farbsud mit dem Pflanzenmaterial einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichem Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • dann waschen und spülen

Färben mit Ligusterbeeren

Seit vielen Jahren verwende ich Ligusterbeeren als Herbstdekoration, doch ihre wahre Bestimmung offenbarte sich mir erst jetzt. An einer verwilderten Hecke, die schon lange nicht mehr geschnitten wurde, konnte ich große Mengen der Beeren ernten. Die Zweige bogen sich unter der Last der glänzenden, schwarzen Beeren. Jede weitere Färbung erbrachte erstaunliche Ergebnisse. Die erste Ernte erfolgte Anfang November vor dem ersten Frost. Das Farbergebnis war ein warmes Blaugrün. Für die nächste Ernte wartete ich den ersten Frost ab und die Färbung war ein mittleres Indigoblau. Ein tiefes Blau konnte ich mit eingefrorenen Beeren erzielen, die nach dem ersten Frost geerntet wurden. Ich vermute, dass der Frost die Zellwände beschädigt und der Saft so besser austreten kann. Es lohnt sich also einen Vorrat von Ligusterbeeren in der Gefriertruhe anzulegen.

Ligusterbeeren-Färbung

Rezept blaue Färbung mit Ligusterbeeren für 200 g Textilmaterial

  • 200 g gefrostete Ligusterbeeren in 10 Liter Wasser aufkochen lassen
  • über Nacht ziehen lassen
  • abseihen und Pflanzenmaterial ins Färbetuch einbinden.
  • vorgebeiztes Färbegut in den Farbsud mit dem eingebundenen Pflanzenmaterial einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichem Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • dann waschen und spülen
Kräftige und helle blaue Färbung mit Ligusterbeeren

Rezept hellblaue Färbung mit Ligusterbeeren für 200 g Textilmaterial

  • 200 g Ligusterbeeren in 10 Liter Wasser aufkochen lassen
  • über Nacht ziehen lassen
  • abseihen und Pflanzenmaterial ins Färbetuch einbinden.
  • vorgebeiztes Färbegut in den Farbsud mit dem eingebundenen Pflanzenmaterial einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichem Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • dann waschen und spülen
Stulpen aus ligustergefärbter Wolle
Schal aus ligustergefärbter und schilfblütengefärbter Wolle

Färben mit braunen Zwiebelschalen

Seit Wochen sammle ich Zwiebelschalen, damit ich genügend für eine Färbung zusammen bekomme. Der Färbevorgang ist sehr einfach und erinnert an das Kochen einer Suppe. Das Färbeergebnis ist ein schönes kupfergelb. das auch nach mehrmaligem Auswaschen nicht verblast ist.

Färbung mit braunen Zwiebelschalen

Rezept kupfergelbe Färbung mit Zwiebelschalen für 200 g Textilmaterial
  • 100 g Zwiebelschalen in 10 Liter Wasser aufkochen lassen
  • über Nacht ziehen lassen
  • vorgebeiztes Färbegut direkt in den Farbsud mit dem Pflanzenmaterial einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichen Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • dann waschen und spülen

Färben mit den Blättern der Blutpflaume

Die Tage werden immer kürzer, es wird spürbar kälter – der Winter naht. Da die Blutpflaume meines Nachbarn allmählich seine Blätter verliert, biete ich ihm an, dass ich sein Laub darunter zusammenreche. Seinem Blick konnte ich entnehmen, dass er sich nicht erklären konnte, warum ich so hilfsbereit bin. Daher klärte ich ihn auf, was für wunderbares Grün die Blätter der Blutpflaume auf Wolle zaubern können. Das Färben mit den Blättern der Blutpflaume passte wunderbar zu Samhain, das in dieser Nacht gefeiert wurde.

Zweite Färbung mit Blutpflaume

Rezept grüne Färbung mit Blutpflaumenblätter für 200 g Textilmaterial
  • 100 g Blutpflaumeblätter in 10 Liter Wasser aufkochen lassen
  • über Nacht ziehen lassen
  • vorgebeiztes Färbegut direkt in den Farbsud mit dem Pflanzenmaterial einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichem Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • dann waschen und spülen

Blutpflaumenblätter-Färbung

Ein etwas dunkleres Grün ergab sich, als die Wolle mit Rhabarberblättern gebeizt wurde.

Färben mit grünen Walnussschalen

Jetzt im Herbst reifen die Walnüsse – wohl dem, der einen Walnussbaum besitzt. Er schenkt uns nicht nur gesunde, leckere Nüsse, sondern auch eine wunderbare Braunfärbungen. Zum Färben werden die grünen, fleischigen Schalen der Walnuss verwendet, in der die Frucht heranreift. Diese Schalen trenne ich vorzugsweise von den frisch herabgefallenden Nüssen. Jedoch trage ich dafür immer Arbeitshandschuhe, denn die Schalen färben die Hände nachhaltig braun!

Grundsätzlich färben auch die Blätter des Walnussbaumes, denn alle Teile des Baumes enthalten große Mengen Gerbsäure. Jedoch befindet sich die größte Menge des Farbstoffs Juglon in den grünen Schalen. Diese lassen sich bis zur Verarbeitung sehr gut trocknen oder einfrieren.

Die Farbintensität wird überwiegend durch die Menge der Walnussschalen und die Beize bestimmt. Die hohe Menge Gerbsäure, welche die Walnussschalen enthalten reicht grundsätzlich für eine Färbung ohne vorheriges Beizen aus. Die Farbintensität fällt jedoch geringer aus. Das beste Ergebnis konnte ich mit Rhabarberblättern vorgebeizter Wolle erzielen.

Dunkle Wollfärbung mit Walnussschalen

Rezept mittelbraune Färbung mit Walnussschalen für 100 g Textilmaterial

  • 200 g grob zerkleinerte Walnussschalen in 5 Liter Wasser aufkochen lassen
  • über Nacht ziehen lassen
  • abseihen und Pflanzenmaterial ins Färbetuch einbinden.
  • ungebeiztes Färbegut in den Farbsud mit dem eingebundenen Pflanzenmaterial einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichen Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • Garn bzw. Stoff aus dem Farbbad nehmen und zum Trocknen aufhängen. Die Oxidation an der Luft trägt zur Fixierung der Färbung bei.
  • dann waschen und spülen

Rezept dunkelbraune Färbung mit Walnussschalen für 100 g Textilmaterial

  • 200 g grob zerkleinerte Walnussschalen in 5 Liter Wasser aufkochen lassen
  • über Nacht ziehen lassen
  • abseihen und Pflanzenmaterial ins Färbetuch einbinden.
  • vorgebeiztes Färbegut in den Farbsud mit dem eingebundenen Pflanzenmaterial einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichen Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • Garn bzw. Stoff aus dem Farbbad nehmen und zum Trocknen aufhängen. Die Oxidation an der Luft trägt zur Fixierung der Färbung bei.
  • dann waschen und spülen
Wollfärbung mit Walnussschalen

Rezept hellbraune Färbung mit Walnussblättern für 100 g Textilmaterial

  • 200 g geschnittene Walnussblätter in 5 Liter Wasser aufkochen lassen
  • über Nacht ziehen lassen
  • vorgebeiztes Färbegut in den Farbsud zwischen die Blätter einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichen Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • Garn bzw. Stoff aus dem Farbbad nehmen und zum Trocknen aufhängen. Die Oxidation an der Luft trägt zur Fixierung der Färbung bei.
  • dann waschen und spülen

Färben mit Birkenblättern

Die Birke ist hier auf der Schwäbischen Alb ein weit verbreiteter Baum und liefert so das ideale Ausgangsmaterial für den Färbetopf. Schnell sind die Blätter von den herabhängenden Ästen gepflückt, bevor sie ihre Herbstfärbung annehmen. Aus mehreren Quellen habe ich erfahren, dass das Färben mit Birkenblättern wohl schon in der Jungsteinzeit üblich war. Der Färbevorgang war sehr unkompliziert und das Ergebnis umwerfend – niemals hätte ich vermutet, dass das Gelb so strahlend und satt wird.

Wolle im Farbsud mit Birkenblättern

Gefärbte Wolle im Birkenbaum

Rezept gelbe Färbung mit Birkenblätter für 200 g Textilmaterial

  • 200 g Birkenblätter in 10 Liter Wasser aufkochen lassen
  • über Nacht ziehen lassen
  • vorgebeiztes Färbegut in den Farbsud zwischen die Blätter einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichen Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • dann waschen und spülen

Färben mit Holunderbeeren

Meine erste Färbung war mit Holunderbeeren. Mit den dunkelglänzenden Beeren hatte alles angefangen. Die saftigen Beeren hingen reif an den Holderbüschen. Ich hatte schon Gelee und Saft gemacht, doch die Zweige bogen sich immer noch unter der Last der schweren Dolden. Auf der Suche nach weiteren Verwendungsmöglichkeiten für Holunderbeeren fiel mir das Buch „Naturfarben auf Wolle und Seide“  von Dorothea Fischer in die Hand. Nach ihrer Anleitung färbte ich meine erste Wolle, das Ergebnis war faszinierend und die Leidenschaft der Naturfärbung war in mir geweckt! Da die Beeren sehr schnell gepflückt sind, konnte ich das Rezept etwas intensiver gestalten. Das Ergebnis war eine natürliche, gedeckte violette Farbe, die mich sehr zufrieden stellte.

Mit Holunderbeeren gefärbte Wolle

Rezept für violette Färbung mit Holunderbeeren für 200 g Textilmaterial
  • 1000 g  Holunderbeeren in 20 Liter Wasser aufkochen lassen
  • über Nacht ziehen lassen
  • abseihen und Pflanzenmaterial ins Färbetuch einbinden.
  • vorgebeiztes Färbegut in den Farbsud mit dem eingebundenem Pflanzenmaterial einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • eine Tasse Apfelessig zufügen
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichen Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • dann waschen und spülen

Wilde Farben – Natürliche Farben aus Färberpflanzen

Natürliche Farbstoffe bieten uns eine außergewöhnlich reiche Vielfalt  an herrlichen Farben an. Die lebendigen Farbstoffe  lassen sich aus Blättern, Wurzeln, Rinden. Blüten, Beeren, Pilzen und Flechten gewinnen.  Färberpflanzen bieten ein unerschöpfliches und komplexes  Spektrum an Farben, die sich in Harmonie ergänzen. Die Färbeergebnisse sind abhängig von der Bodenbeschaffenheit, Wetter oder dem verwendeten Wasser . Jeder Färbevorgang  wird  zu einer spannenden Erfahrung und regt zu kreativen Experimenten an.  Schon das Sammeln der nachwachsenden Rohstoffe ist ein sinnliches Erlebnis, das den Blick für die Natur schärft. Das Färben von Textilien mit Pflanzen ist ein  umweltfreundlicher, ästhetischer Genuss ohne giftige Chemie.